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Stellungnahmen

Maskenpflicht an niedersächsischen Schulen

Sehr geehrter Herr Minister Tonne,

wir möchten als Stadtelternrat der Stadt Oldenburg unser Bedauern zum Ausdruck bringen, dass die neue Corona-Verordnung für die niedersächsischen Schulen deutliche Verschärfungen vorsieht.

Wir begrüßen es sehr, dass nunmehr kein pauschaler Wechsel aller Schulen eines Kreises in ein Szenario B oder C vorgesehen ist, sondern in Abhängigkeit von der Lage vor Ort vom Gesundheitsamt angeordnet wird. Dies wird durch den großen Anteil bereits geimpfter Personen an der Bevölkerung ermöglicht, sodass wir der generellen Abkehr von wenig präzisen Maßnahmen in der aktuellen Verordnung zustimmen. Weiterhin wird durch diese Änderung sicher der Tatsache Rechnung getragen, dass Kinder selbst nur äußerst selten schwer an COVID-19 erkranken und hier die persönliche Risiko-Nutzen-Abwägung, auch im Vergleich zu anderen Lebensrisiken, klar auf eine wenig restriktive Vorgehensweise hindeutet. Der Schutz vulnerabler Gruppen, der die Begründung für Einschränkungen auch bei Kindern zu Beginn der Pandemie lieferte, ist anderweitig gewährleistet, da durch Impfstoffe ein weitaus besseres Mittel zur Verfügung steht.

Umso mehr sind wir überrascht, dass insbesondere die Testpflicht für Schülerinnen und Schüler nun ausgeweitet werden soll und pauschal in allen Schulgebäuden eine Maskenpflicht verordnet wird. Dies bedeutet insbesondere für Grundschülerinnen und Grundschüler eine deutliche Verschärfung im Vergleich zum letzten Schuljahr, da nun erstmalig in der Unterrichtszeit Masken zu tragen sind. Dies erschwert nachhaltig den Unterricht und gefährdet den Lernerfolg, insbesondere in den neuen ersten Klassen. Hochfrequente Maskenpausen außerhalb des Schulgebäudes sind in Anbetracht des Zeitaufwands insbesondere durch das Händewaschen nicht alltagstauglich.

Nach unserer Wahrnehmung hat sich in den letzten Wochen und Monaten ein weitreichender Konsens herausgebildet, dass die Zeit der Sonderopfer von Schulen und Schülerinnen und Schülern vorbei sein sollte. Dazu steht die nunmehr angeordnete Maskenpflicht und die überzogene Frequenz der Testungen in schwer erträglichem Widerspruch. Den Schülerinnen und Schülern wird suggeriert, dass gerade sie und ihre Zusammenkünfte ein besonderes Risiko darstellen. Das widerspricht der Realität und stellt eine erhebliche Belastung für die psychische Gesundheit der Kinder dar. Analog sind die genannten Maßnahmen keine notwendige Voraussetzung für den Erhalt des Präsenzunterrichts. Die Annahme ansonsten übergreifender Quarantäneanordnungen ist unbegründet und wir vertrauen auf ein maßvolles Vorgehen der lokalen Gesundheitsämter.

Uns bereitet die Erklärung der neuen Maßnahmen insbesondere gegenüber den Kindern Schwierigkeiten, da dies nun das genaue Gegenteil von der Handhabung vor einiger Zeit (Masken nur auf dem Schulhof und den Fluren) bedeutet und andere Altersgruppen aktuell immer größere Freiheiten erlangen. Während ungeimpfte Kinder ein ähnliches Risiko wie geimpfte Erwachsene tragen, werden sie mit restriktiveren Maßnahmen konfrontiert. Die Vermittlung einer positiven Haltung gegenüber politischen Entscheidungen fällt hier schwer.

Wir fordern Sie deshalb dringend auf, den Grundkonsens der vorsichtigen Lockerungen konsequent auch auf den Schulbereich zu übertragen und die aktuelle Verordnung entsprechend zu überarbeiten. Bitte wahren Sie die Verhältnismäßigkeit und hinterfragen Sie die verordneten Maßnahmen hinsichtlich des Nutzens für die an der Schule beteiligten Personen. Wir sind überzeugt, dass ein mutigeres Vorgehen angebracht ist.

Mit freundlichen Grüßen
Für den Stadtelternrat der Stadt Oldenburg
Der Vorstand