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Stellungnahmen

Falscher Fokus auf Schüler und Lehrer

Sehr geehrte Frau Ministerin Hamburg,

Ihr vor kurzem veröffentlichter Appell an Schüler und Lehrer bei Krankheitssymptomen zu Hause zu bleiben, hat uns wieder vor Augen geführt, dass immer noch bei Kindern/Schulen ein Fokus zu liegen scheint, wenn es um die Vermeidung von Ansteckungen mit Corona geht.

Wir sehen Ihren Appell aus folgenden Gründen problematisch:

  • Es ist Aufgabe des Gesundheitsministers, sich mit Verhaltensratschlägen, Corona betreffend, an die Bevölkerung zu wenden. Vorrangig an den gefährdeten Teil unserer Gesellschaft, wozu Kinder nachgewiesenermaßen nicht gehören.
  • Es ist eine Selbstverständlichkeit bei Krankheit zu Hause zu bleiben. Dies gilt nicht nur für Kinder und Lehrer – und dies auch nicht nur bei Corona, sondern auch bei anderen
    ansteckenden Krankheiten.
  • Durch einen Appell ihrerseits an Lehrer und Schüler entsteht in der Gesellschaft wieder der Eindruck, dass von Kindern/Schulen eine besondere Gefahr in Bezug auf Corona ausgeht. Sie rücken diese in den Fokus, während öffentliche Verkehrsmittel, der
    Arbeitsplatz, die Kneipe, alle anderen Orte, an denen viele Menschen zusammenkommen, unerwähnt bleiben. So haben wir vom Arbeitsminister nichts gehört, der die Arbeitnehmer
    auffordert, bei Symptomen zu Hause zu bleiben.
  • Ihr Appell führt dazu, dass manche besorgten Lehrer jetzt bei leichten Erkältungssymptomen zu Hause bleiben, statt in den sowieso schon teils unterbesetzten Schulen der Unterrichtspflicht nachzugehen.
  • Er führt außerdem dazu, dass teilweise wieder Tests an Schulen verteilt werden, die den Kindern das Gefühl geben, dass wieder eine Gefährdungslage vorliegt. Welche Sinnhaftigkeit hat ein Testen von Kindern? Nicht ein Test sollte eine Aussagekraft
    darüber geben, ob ein Kind zur Schule gehen kann, sondern sein Gesundheitszustand.

Daher bitten wir Sie, von weiteren Gesundheitsappellen insbesondere im Zusammenhang mit Corona abzusehen, solange keine ernsthafte Gefährdungslage vorliegt. Unseres Erachtens wäre es hilfreicher, wenn Apelle mit Gesundheitsbezug von den
Gesundheitsämtern und Gesundheitsministerium kommen würden. Diese haben sich im Gegenteil ja sogar dahingehend geäußert, dass es „keinen Grund zur Sorge gibt“.

Bitte bedenken Sie die Auswirkungen, die Ihre Aussagen in der Bevölkerung haben und nehmen Sie Rücksicht auf die Bedürfnisse der Kinder. Insbesondere jetzt, wo sich alle impfen können, ist es an der Zeit, die Kinder vor wiederholten Einschränkungen in ihren
Bedürfnissen und ihrer Entwicklung zu schützen.

Mit freundlichen Grüßen

Für den Stadtelternrat der Stadt Oldenburg

Der Vorstand